Zwiesprache - Dialogue

 

Ein gewichtiges Buch von Ernst Gamperl, es liegt schwer und schön in meiner Hand als ich in der Ausstellung in München sitze (https://www.bayerisches-nationalmuseum.de/besuch/ausstellungen/ernst-gamperl, https://www.youtube.com/watch?v=K8QK56j15BI). Er ist der zweite Künstler nach dem Landart Künstler Andy Goldsworthy (vor allem die Filme sind wichtig, um ihn zu begreifen), dessen Schaffen mein Innerstes berührt. Der Dialog mit dem Werkstoff, der lebendigen Natur (bei Gamperl das Holz); der Tanz mit der Veränderlichkeit, die Teil der Kunst, Teil des Prozesses des Kunstwerks ist. Die Schönheit, die dadurch entsteht… das spricht mich zutiefst an.

 

Damit dieses Schaffen ein Tanz wird, muss der Künstler bereit sein, sich auf seinen Werkstoff einzulassen, ihn kennenzulernen und sich klar werden, dass er ihn nie ganz kennen kann, dass er nie komplett die Kontrolle haben kann - eine Gemeinsamkeit mit unserem täglichen Schaffen.

 

 

Dieses Jahr gab es keine signifikanten Spätfröste, es ist also ein reiches Fruchtjahr, weil keine Blüten erfroren sind wie im letztjährigen Frühling.

Es gab und gibt teilweise noch rote, weiße und schwarze Johannisbeeren, der zweite Kirschbaum hängt genauso voll wie der erste – es ist eine unglaubliche Fülle. Vom noch sehr jungen Maulbeerbäumchen konnte schon viel genascht werden, auch ein paar flaumige Quitten haben wir entdeckt und die im vorletzten Winter gepflanzten Birnbäumchen tragen ebenfalls ein paar Früchte, genauso wie die Haselnuss. Die Esskastanie blüht schlank und zart und wir sind gespannt, ob sich Früchte entwickeln werden. Es entsteht sich auf einer zusätzlichen Ebene ein essbarer Garten. Um die Bäume beim Heranwachsen zu unterstützen, holen wir auch in diesem Sommer viel Wasser für sie aus der Quelle, das wir ihnen in einem Tank auf dem Traktor-Anhänger bringen.

 

Auch das Gemüse hat Lutz so gut geplant. Wir hatten ein kleines Beet frühe Möhren im Gewächshaus und nun ist das größere Beet im Freiland auch schon fast abgeerntet. Als wir dort angefangen haben zu ernten, haben wir die Möhren mühsam mit der Grabegabel rausgeholt, nun haben wir gut bewässert und sie lassen sich auch ziehen. Die anhaltende Trockenheit macht der Natur zu schaffen. Möhren und auch andere Pflanzen setzen übrigens über sog. Wurzelexsudate organische Verbindungen frei, zum Beispiel um im Boden gebundene Nährstoffe zu mobilisieren und für sich verfügbar zu machen oder in trockenen Phasen die Wurzeln vor Austrocknung zu schützen und Feuchtigkeit länger im Boden zu halten. Beim Tanz, beim Dialog mit ihrer Umgebung sorgen die Pflanzen für sich selbst – wenn wir sie lassen. Und wenn wir diese Umgebung, den Boden, gesund und lebendig erhalten. Sie brauchen keine Kunstdünger, die sie zwangsweise mit dem Wasser aufnehmen; sie wollen lebendige Erde. Sie können sich sogar bis zu einer gewissen Grenze mit Hilfe dieser Wurzelexsudate vor Schädlingen schützen. Die wilde Möhre ist eine Pionierpflanze, viele dieser Eigenschaften hat auch die Speisemöhre noch – auch ohne Bewässerung hat sie gut durchgehalten. Andere Gemüse brauchen mehr Wasser. Wir sind sparsam mit diesem kostbaren Gut. Die Quellen füllen den Teich zum Glück immer wieder langsam auf. Unsere 6 1000l-Regentanks sind jedoch fast leer, denn der wenige Niederschlag in den letzten Tagen war nur ein Tropfen auf die durstige Erde. Nicht nur Wassermangel, auch die Hitze macht nicht nur uns die Arbeit schwer, sie stresst auch manche Pflanzen. Die Salate bekommen braune Stellen an den Blättern, leider gut verteilt durch den ganzen Kopf, so dass nicht mal Runterputzen hilft.

 

Wir und ein paar Menschen aus der SoLawi haben ja in letzter Zeit so einige Bäumchen zwischen die Gemüsestücke gepflanzt, auch manche von unseren Marktkunden haben einen Baum gespendet. In ein paar Jahren werden sie hoffentlich groß und stark sein und das Mikroklima positiv beeinflussen.

 

Dass das möglich ist, hat der Agronom Ernst Götsch (https://www.swissinfo.ch/ger/wissen-technik/ernst-goetsch-syntropie/48675858) unter anderem in Brasilien eindrucksvoll bewiesen: Durch Wiederaufforstung gerodeter Wälder hat sich auch auf relativ kleinem Raum das Klima verändert. Quellen haben wieder Wasser geführt, es gab mehr Niederschlag und die Temperatur ist gesunken. Raubbau am Wald hat es schon immer gegeben. Mir war das neu. Meine liebe Schwester, die ebenfalls bei einer SoLawi arbeitet, hat uns das Buch „Aufbruch“ von Dr. Stefan Klein (erfolgreichster Wissenschaftsautor dt. Sprache) geschenkt.

Ich habe gelesen, dass schon bei den Maya großflächige Rodungen des Waldes zur Erschöpfung des Bodens und letztendlich zum Niedergang der Hochkultur geführt hat, weil das Ökosystem nachhaltig verändert wurde.

Auf unserem Kontinent standen die Griechen und Römer dem in nichts nach. Schon Plinius der Ältere (ca. 23 – 79 n. Chr.) warnte vor den Auswirkungen dieser Vorgehensweise.

Mit all diesem Wissen um die Vergangenheit frage ich mich: Muss sich die Geschichte tatsächlich wiederholen bis es eines Tages zu spät ist? Wenn wir Energie und Geld und unsere Denk- und Handlungsfähigkeit, die uns doch gegeben ist, nicht endlich sinnvoll einsetzen, steht uns der nächste Untergang bevor. Wobei: Dieser Planet, diese Natur brauchen uns nicht. Ihnen würde es besser gehen ohne uns. Und die Erde würde sich erholen, wenn es uns nicht mehr gäbe. Wenn wir völlig selbstlos denken und wenn ich mit solchen Gedanken mal ganz weit aushole: Wäre das unserer Erde nicht zu wünschen? Das ist radikal, aber es lässt sich einfach nichts mehr beschönigen; wir zerstören uns selbst in sinnlosen Kriegen und unseren Lebensraum ebenso.

 

Trotzdem kann ich nicht anders: Ich will, dass es auf Louisgarde und an all den anderen schönen Orten gut weitergeht. Ich freue mich so an dem vielen gesunden Gemüse und Obst, das wir euch geben können, das ist so sehr mit Sinn erfüllt. Ich freue mich über jede/n, der/die nach Louisgarde kommt und diesen Ort genießt. Ich freue mich an unseren Katzen, die durch den Sommer stromern. Bruno, der riesige Kater, liegt oft in seiner Kuhle im hohen Gras oder stundenlang unterm Lavendelstrauch. Im Blumenbeet schwirrt es nur so vor Hummeln, Bienen, Schwebfliegen und Taubenschwänzchen. Es gibt jede Menge Eidechsen hier – das wissen wir, weil wir leider oft welche aus Katze Lottas Krallen retten müssen.

Auf der Obstbaumwiese gab es diesen Frühling Wendehälse und in den Weiden am See wohnt ein Turteltaubenpärchen. Sogar ein Neuntöter wurde gesichtet.

 

 

Und der Yoga-Tag, der oben im Garten unter den schattigen Weiden mittlerweile schon zum dritten Mal stattfand, war wieder eine große Bereicherung für uns und die Teilnehmer und diesen Ort. Louisgarde hat so viel Potential, der Raum, den es bietet, kann so vielseitig, erfüllend und sinnstiftend gestaltet werden.

 

 

Ich hoffe, dass wir hier noch so einige Jahre den

Tanz mit und in der Natur leben können.

 

Unterzeichnet diese wichtige Petition: https://www.baumland-kampagne.de/startseite

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